Über den Verein
Zur Geschichte
Wenn wir dieses Jahr den 26. Jahrestag der Wiedergründung unseres »Prießnitz-Vereins Volksgesundheit Oberer Waldteich e. V.« feiern, lohnt auch der Blick auf die Wurzeln des Vereins, die inzwischen fast hundert Jahre zurück reichen, und auf seine interessante Geschichte:
Schon 1910 gründete der Buchdrucker Ernst Gotthard Maximilian Hünig den »Verein Volksgesundheit Dresden-Neustadt und Umgebung«, so eingetragen am 28. Juli 1917 in das Vereinsregister der Stadt Dresden. Unter dem Einfluss der Reformbewegung jener Zeit, die den Lehren von Naturheilern wie Vinzenz Prießnitz und anderen folgten und durch Ärzte Verbreitung fanden, entstand auf einem Stück Pachtland des Gutsbesitzers Pfützner aus Volkersdorf das Naturbad am Oberen Waldteich. Noch heute erinnert der Name der Badgaststätte und ein Gedenkstein im Gelände an »Vater Hünig«. In der wunderschön gelegenen Teichlandschaft sollten die schwer arbeitenden, in Mietskasernen wohnenden Menschen Gesundheit und Erhohlung in Licht, Luft und Sonne finden. Damals zog das Naturbad an schönen Sommerwochenenden scharenweise Städter mit ihren Familien an, so dass der Platz im Grünen schon bald nicht mehr ausreichte. Weitere Flurstücke wurden hinzugekauft oder -gepachtet, die Arbeiten und Einrichtungen im und um das Bad erbrachten die Vereinsmitglieder zum großen Teil in freiwilliger Arbeit selbst. Der Obere Waldteich, ein natürlicher »Himmelsteich« mit etwa 250.000 qm Wasserfläche und 500.000 cbm Wasserinhalt, konnte diesen Ansturm jedoch problemlos verkraften.
1928 kaufte der Verein 40.000 qm Land zum Bau eines Erhohlungsheimes für Dresdner Schulkinder und zur Anlage von etwa 120 Wochenendlauben für seine Vereinsmitglieder, jenes Gelände, das bis heute als solches erkennbar geblieben ist und das unser Siedlungsterrain ausmacht. Das Kinderheim wurde an die Stadt Dresden verpachtet und durch die Arbeiterwohlfahrt bewirtschaftet.
Mit der Sehnsucht nach der eigenen Scholle und einem Häuschen im Grünen – und seien beide noch so klein – entstanden hier auf engstem Raum an einem Hangstück am Teich in mühevoller Arbeit die Wochenendhütten, teils mit einem Flecken Grün für ein Gärtchen: die Siedlung Neu-Volkersdorf. Einige Siedler der ersten Stunde, die damals Kinder waren, können noch selbst erzählen, unter welch abenteuerlichen Bedingungen das Baumaterial beschafft und herangekarrt wurde und wie der Bau mitunter ruhen musste, wenn das Geld nicht reichte. Doch die Naturoase schuf den Ausgleich zu harter Arbeit und schlechten Wohnverhältnissen,
»Vater Hünig«, Buchdrucker und Vereinsgründer und Obst und Gemüse aus eigener Ernte waren eine willkommene Bereicherung des manchmal kargen Speisezettels. Es waren schlimme Jahre mit Weltwirtschaftskrise und Massenarbeitslosigkeit.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war die bescheidene Wochenendhütte für einige Siedler, die bei den Bombenangriffen auf Dresden Wohnung, Hab und Gut verloren hatten, sogar eine erste Zufluchtsstätte. 1946 im Oktober wurde der Verein aus dem Vereinsregister gelöscht. In den folgenden Jahren teilte man das Badgelände auf in ein Bad der Stadt Dresden, ein Bad der Gemeinde Boxdorf und ein Bad der Siedlung Neu-Volkersdorf. Das Kinderheim wurde Eigentum der Stadt Dresden. Die Schönheit der Landschaft aber hatte nichts eingebüßt, und mangels Reisemöglichkeiten in DDR-Zeiten stiegen die Begehrlichkeiten für solch ein Siedlungshäuschen als Alternative noch weiter an. Auch in »vereinsloser« Zeit
war die Lust an der eigenen »Klitsche« in der Natur ungebrochen, wurden eifrig die Gärten bestellt. Die Parzellen mitsamt den Hütten aber gingen meist innerhalb der Familien an die nächste Generation über.
Die Materialbeschaffung für Umbau und Modernisierung stellte auch in diesen Zeiten ein schwieriges Problem dar, allerdings konnte die Anfahrt jetzt meist mit dem eigenen Auto bewältigt werden. Doch wie eh und je wurde die herrliche Umgebung mit Wald und Wasser und die Möglichkeit, sich ganz in der Natur zu tummeln, als Erholung, ja sogar als ein Stück Freiheit empfunden. Noch immer pilgerten an schönen Sommerwochenenden zahlreiche Badegäste hierher.
Nach der Einheit Deutschlands gründeten Altmitglieder 1991 den »Prießnitz-Verein Volksgesundheit, Siedlung Oberer Waldteich e. V.« erneut. Schließlich ist an dem Grundgedanken von Vinzenz Prießnitz, dass man zum Wohl seiner Gesundheit die Freizeit am besten in der Natur verbringen sollte, auch heute nichts auszusetzen, auch wenn unsere Lebensbedingungen mit denen der ersten Siedler nicht mehr vergleichbar sind. An der Naturidylle hat sich (fast) nichts geändert, auch der Traum vom Häuschen im Grünen wird immer wieder geträumt und verwirklicht werden. Durch die neuentdeckte Lust am Reisen und die Möglichkeit des Eigenheim- baus hat sich nach der Wende die Siedlergemeinde zunächst verkleinert. Inzwischen sind jedoch viele Neu-Siedler hinzugekommen. Die Häuschen haben Wasseranschluss, manche sind recht komfortabel ausgestattet, viele wurden schmuck renoviert, umgebaut oder ganz neu errichtet. Die anfallenden Arbeiten im Vereinsgelände werden nach wie vor von den Mitgliedern gemeinsam bewältigt. Auch gemeinsam gefeiert wird mindestens einmal im Jahr. Die Ansprüche der Siedler sind heute individueller, der Aktionsradius des Einzelnen ist größer geworden, aber allen gleich ist das Genießen der Natur. Und alle wissen die Umgebung mit ihrer herrlichen Kulturlandschaft rund um das Moritzburger Teichgebiet zu schätzen.
In Zukunft muss daher die wichtigste Aufgabe von Anliegern (nicht nur unser Verein) und Nutzern (vor allem die Teichpächter) sein, das Gleichgewicht in der Natur zu erhalten oder sogar wieder herzustellen